Grund zum Nachdenken: Der 19. November war, von der UNO ausgerufen, der Welttoilettentag. Das Motto in diesem Jahr – Niemanden zurücklassen – deutet an, dass es weltweit nicht selbstverständlich ist, eine hygienisch einwandfreie, sichere Abwasser- und Fäkalienentsorgung zu haben. Der Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA), Prof. Dr. Uli Paetzel, dazu: „Der fehlende Zugang zu sicheren sanitären Anlagen ist eines der drängendsten Probleme der Erde. Zwar ist dieses Thema in den wohlhabenden Industrieländern und speziell Deutschland weitgehend gelöst, erfordert jedoch ständigen Einsatz, um den erreichten Komfort zu halten, während in ärmeren Ländern Krankheiten durch mangelnde Abwasserentsorgung und ernste Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung drohen. Die Wasserwirtschaft könnte sich auf diesem Gebiet viel stärker engagieren als bisher, sofern passende Rahmenbedingungen vorliegen. Hier ist die Entwicklungspolitik gefragt, die bedeutend mehr Engagement an diesem Punkt zeigen und viel mehr finanzielle Mittel bereitstellen müsste.“
Die Vereinten Nationen haben sich in ihren Sustainable Development Goals zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine sichere Entsorgung und Wasserversorgung für alle Menschen auf der Welt zu erreichen. Tatsächlich leiden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch 4,2 Milliarden Menschen unter unsauberen sanitären Verhältnissen, 673 Millionen müssen ihre Notdurft gar im Freien verrichten, und drei Milliarden habe keine Möglichkeit, sich die Hände zu waschen, wann sie wollen. Das bedeutet ein hohes Gesundheitsrisiko für Milliarden Menschen weltweit. Die WHO schätzt, dass durch mangelhafte Sanitärtechnik jedes Jahr 432 000 Tote wegen Durchfallerkrankungen zu beklagen sind und dass die Zahl der durch unsauberes Wasser, mangelnde Sanitäranlagen und Hygiene verursachten Toten bei weltweit rund 830 000 liegt.
In Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamt rund 97 Prozent der Bevölkerung an öffentliche Kanalisationen und Kläranlagen angeschlossen. In abgelegenen ländlichen Regionen gibt es in der Regel zumindest Kleinkläranlagen. Dieser Standard ist durch Gebühren und Beiträge finanziert, garantiert aber, dass von Abwasser und Fäkalien keine Gefahr mehr ausgeht. Dies sollte bedacht werden, wenn sich einmal Unmut gegen Abwassergebühren oder Steigerungen von Gebühren und Beiträgen regen sollte. In Deutschland sind weiterhin hohe Investitionen in die Infrastruktur auch im Wasserbereich unbedingt nötig. Die KfW sieht einen Investitionsstau auf kommunaler Ebene von insgesamt 157 Milliarden Euro.
Wesentlich für den hohen Stand der Entsorgung in Deutschland ist auch, dass es einen wirksamen rechtlichen Rahmen gibt, von der EU ausgehend und von Bund und Ländern umgesetzt, und dass die nötige Technik weitentwickelt und in technischen Regelwerken (im Abwasserbereich seitens der DWA) und Normen gründlich beschrieben ist.
Auch in Deutschland gibt es aber auch dem Gebiet Toiletten – Entsorgung – Siedlungsentwässerung laufend weiterte Innovationen. Man denke an die modernen, wassersparenden Toiletten in Zügen und Flugzeugen, Trenntoiletten, die Urin und Fäkalien trennen und diese durch eine Weiterverwertung zum Wertstoff werden lassen, oder an Modellprojekte zu Neuartigen Sanitärsystemen (NASS), die in mehreren Städten erfolgreich laufen.
In Europa ist der Zugang zu sanitären Anlagen in der Regel gut und sicher. Trotzdem variieren die Anschlussgrade an Abwasseranlagen auch hier teilweise beträchtlich: Die Europäische Umweltagentur berichtet Anschlussgrade in Mitteleuropa von 97 Prozent, in Süd-, Südost- und Osteuropa seien jedoch im Schnitt nur 70 Prozent der Bevölkerung an Kläranlagen angeschlossen. Auch vor der eigenen Haustür müssen also noch erheblichen Anstrengungen unternommen worden, um die sanitären Verhältnisse zu bessern.
Quelle: DWA – Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.
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