Trockenstress und Waldbrandgefahr steigen / WWF fordert Rückbau von Entwässerungsgräben in Wäldern und besseren Moorschutz
Sorgenvoll blicken Förster, Waldbesitzer, Landwirte und Biologen derzeit auf die Wetterprognosen. Seit Wochen bleibt in Deutschland der Regen aus, der Trockenstress für Wälder und Felder, aber auch für Feuchtgebiete wächst. Vielerorts gilt die höchste Waldbrandstufe, erste Wälder und Moore brennen. Für die nächsten Tage ist kein signifikanter Niederschlag in Sicht, so die Meteorologen. „Wasserknappheit wird durch die Erderhitzung auch bei uns in Deutschland zum Dauerproblem. Gleichzeitig ist die Landschaft durchzogen mit Drainagerohren und Entwässerungsgräben, die die Böden weiter austrocknen“, kritisiert WWF-Naturschutzvorstand Christoph Heinrich. Er fordert eine Abkehr von der weit verbreiteten „Entwässerungsmentalität“, die darauf abzielt jeden Wasserüberschuss umgehend aus der Landschaft abfließen zu lassen: „Angesichts des Trockenstresses in deutschen Wäldern und Feuchtgebieten und der wachsenden Not vieler Landwirte müssen wir Wasser in der Landschaft zurück halten, statt zu entwässern.“
Um den Wasserhaushalt an trockenere Zeiten besser anzupassen, appelliert der WWF an die Wasserbehörden der Bundesländer und die Wasser- und Bodenverbände, neue Konzepte zum Rückhalt von Wasser in der Landschaft zu entwerfen. „Es muss vor allem schnell gelingen, die sensiblen Niedermoorböden dauerhaft feucht zu halten. Humusreiche Moore speichern große Kohlenstoffmengen und tragen damit wesentlich zum Klimaschutz bei. Entwässert man diese Böden, dann gehen nicht nur wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen verloren, sondern die Torfzersetzung setzt große Mengen CO2 frei“, unterstreicht Heinrich. Einen wichtigen Beitrag zum Moorerhalt leisten Landwirte, wenn sie zum Beispiel Feuchtgrünland auf Niedermoorstandorten und Nassstellen in Äckern erhalten. Dafür braucht es aus Sicht des WWF jedoch deutlich mehr finanzielle Unterstützung und eine entsprechende Aufstockung der Förderprogramme von Bund und Ländern zur Renaturierung von Mooren.
Als „extrem kontraproduktiv“ bezeichnet Christoph Heinrich in Zeiten zunehmender Trockenphasen die immer noch verbreitete Praxis, auch Wäldern mit Entwässerungsgräben buchstäblich das Wasser abzugraben: „Diesem Aderlass im Wald müssen wir ein Ende setzen, statt Grundwasser zu verlieren gilt es die Grundwasserneubildung zu fördern.“ Dazu beitragen kann auch die Wahl der Bäume. So lassen Laubwälder deutlich mehr Niederschlag ins Grundwasser versickern als Nadelwälder. Der WWF ruft staatliche Forstverwaltungen und private Waldbesitzer auf, sich nicht in den Anbau standortfremder trockenheitsresistenter Baumarten zu flüchten. „Kunstforste dürfen nicht durch neue Kunstforste ersetzt werden“, betont Christoph Heinrich und wirbt für Mischwälder mit einem hohem Anteil standorttypischer Baumarten – unter besonderer Berücksichtigung von heimischen Baumarten mit hoher Trockenheitstoleranz. „Laubbäume erhöhen den Grundwasserspiegel, sorgen für ein kühleres Waldklima und beugen somit auch Bränden vor. Gleichzeitig sind sie meist besser gegen Stürme gewappnet und weniger anfällig für Insektenfraß“, unterstreicht er die Vorteile natürlicher Mischwälder.
Im norddeutschen Tiefland sind künstlich geschaffene Kiefernforste anfällig für Brände, in den Mittelgebirgen ausgedehnte Fichtenforste für Trockenstress. Ausgetrocknete Fichten sind ein gefundenes Fressen für Borkenkäfer. Dessen Bestände sind in den vergangenen heißen Sommern stark gewachsen, den Fichtenwäldern droht deutschlandweit ein beispielloser Befall.
Die trockenen und heißen letzten Jahre haben dem deutschen Wald bereits massiv zugesetzt: 2019 wurde verstärkt ein Absterben von Bäumen beobachtet. 245.000 Hektar Wald sind stark geschädigt, eine Fläche so groß wie das Saarland.
Quelle: wwf.de
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