„Nach allem, was wir derzeit wissenschaftlich fundiert wissen, verbreiten sich multiresistente Bakterien nicht über das Trinkwasser. Die mikrobiologische Qualität wird hier besonders streng kontrolliert. Wenn der Eintrag von Erregern in die Umwelt allerdings weiter zunimmt, kann zukünftig nicht garantiert werden, dass resistente Bakterien nicht auch im Trinkwasser nachgewiesen werden. Daher sind Vorsorgemaßnahmen, die darauf abzielen, dass multiresistente Bakterien gar nicht erst flächig in den Wasserkreislauf eintreten, sondern bereits an der Quelle eingedämmt werden, von zentraler Bedeutung für die Sicherheit der Trinkwasserversorgung.“
Dies sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), Prof. Dr. Gerald Linke, am 15. März 2018 in Berlin anlässlich der Bundestagsdebatte über multiresistente Bakterien in Gewässern. Die Wasserwirtschaft fordere seit langem einen verantwortungsbewussteren Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung und in der Humanmedizin sowie gewässerverträgliche Entsorgungskonzepte unverbrauchter Antibiotika. „Zudem ist die Separation und Behandlung von belasteten Krankenhausabwässern vor der Einleitung in die öffentliche Kanalisation ein zentraler Baustein des Vorsorge- und Verursacherprinzips. Wir müssen beim Verursacher an der Quelle der Verschmutzung ansetzen. Denn Stoffe, die erst gar nicht in die Gewässer gelangen, müssen auch nicht mit hohem Kostenaufwand entfernt werden“, so Linke weiter.
Um die Relevanz für die Wasserversorgungspraxis zu analysieren, hat der DVGW zwei Forschungsvorhaben gefördert. Diese haben das Auftreten von antibiotikaresistenten Bakterien im Rohwasser und den potenziellen Rückhalt durch die Wasseraufbereitung untersucht. Das Ergebnis: Antibiotikaresistente Bakterien können häufig in oberirdischen Gewässern nachgewiesen werden. Die bewährten Aufbereitungs- und Desinfektionsverfahren in Wasserwerken (z.B. Filtration, Chlor) führen in der Regel dazu, dass sämtliche Bakterien entfernt werden.
Zum Hintergrund
Antibiotikaresistente Krankheitserreger lassen sich in Deutschland in Bächen, Flüssen und Seen nachweisen. Dies zeigen aktuelle Untersuchungen von Wasser- und Sedimentproben. Haupteintragspfade dieser Erreger in die Gewässer sind insbesondere Abwässer aus Kliniken, Abläufe von Kläranlagen oder die Ausbringung von Gülle auf die Felder. Für das Grundwasser lässt sich aus den bisherigen Erkenntnissen ableiten, dass das Auftreten der Bakterien gegenüber den oberirdischen Gewässern deutlich abnimmt. Dies hängt unter anderem mit dem natürlichen Rückhaltevermögen des Untergrundes zusammen.
In Deutschland wird überwiegend Grundwasser zur Trinkwassergewinnung genutzt. Bei der Gewinnung aus Oberflächengewässern stehen zumeist besonders geschützte Ressourcen (z.B. Trinkwassertalsperren) im Vordergrund. Zugleich wurden besondere Aktionsprogramme (z.B. „Reine Ruhr“ in Nordrhein-Westfalen) ins Leben gerufen. Die direkte Entnahme von Flusswasser zur Trinkwassergewinnung erfolgt nur an sehr wenigen Standorten in Deutschland. Wo es aus qualitativen Gründen notwendig ist, erfolgt eine Aufbereitung des gewonnenen Rohwassers zu Trinkwasser auf Grundlage des DVGW-Regelwerks. Damit werden die strengen gesetzlichen Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllt.
Quelle: DVGW / Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V.
Hinterlasse einen Kommentar