Eine Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung auf hohem Niveau ist Daseinsvorsorge für die Menschen. Diese muss von modernen und effizienten Unternehmen erbracht werden. Nur dann können die wesentlichen Herausforderungen wie die absehbaren Auswirkungen des Klimawandels, die langfristige Sicherung der Wasserressourcensituation, die zukünftige Finanzierung der Infrastruktur und die zunehmende Digitalisierung in der Wasserwirtschaft erfolgreich bewältigt werden.
Das Ziel, die hohe Qualität und Zuverlässigkeit der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten weiterhin zu gewährleisten, steht für die bayerische Wasserwirtschaft an oberster Stelle. „Dafür müssen wir als Branche leistungsfähig bleiben, um den fortlaufend ansteigenden Anforderungen gerecht zu werden“, sagte Markus Rauh, Vorstandsmitglied des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW im Vorfeld des diesjährigen Expertentreffen der bayerischen Wasserwirtschaft.
Ressourcenschutz hat oberste Priorität
Die bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sowie die Folgen anthropogener Einflüsse auf unser Grundwasser und auf die gesamte aquatische Umwelt sind mit die größten Herausforderungen vor denen Wasserversorger und auch Abwasserentsorger heute und auch in Zukunft stehen. In Bayern wird das Trinkwasser weitgehend aus Grundwasser gewonnen. Das Trinkwasser aus dem Wasserhahn hat in Bayern überall eine sehr gute Qualität, allerdings sind aus Sicht der Wasserwirtschaft die hohen Nitratwerte im Grundwasser in bestimmten Regionen besorgniserregend. „Der flächendeckende Grundwasserschutz auf gesetzlichem Niveau ist Grundanforderung für die Zukunft der Trinkwasserversorgung, darüber hinaus sehen wir den Schutz der Gewässer aber auch als eine gemeinsame Aufgabe und Verpflichtung für Staatsregierung, Kommunen, Verbände der Wasserwirtschaft, Wirtschaft und Gesellschaft“, sagt Markus Rauh. Die Abwasserentsorgungsunternehmen kämpfen mit der zunehmenden Belastung der Gewässer mit Rückständen von Arzneimitteln, Bioziden und Pflanzenschutzmitteln. Die Elimination dieser Spurenstoffe ist in Kläranlagen derzeit nicht oder nur zum Teil möglich. In der Abwasserentsorgung und der Trinkwasserversorgung muss das Verursacherprinzip stärker greifen, und es bedarf eines gesamtgesellschaftlich sensibleren Umgangs mit unserer wichtigsten Lebensgrundlage. Beim Umgang mit Schadstoffen jeder Art (Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel. etc.) muss die Vermeidung an der unmittelbaren Quelle im Vordergrund stehen.
Zukunftssichere Trinkwasserversorgung muss in der gesamten Branche gewährleistet werden
Die besonders kleinteilige Wasserversorgungsstruktur in Bayern hat neben Vorteilen – wie der räumlichen Begrenzung von Schadensereignissen – aufgrund der ständig steigenden Anforderungen aber auch Nachteile. Es gilt, künftig durch geeignete Formen der Kooperation (z.B. durch interkommunale Zusammenarbeit) die Vorteile der vorhandenen Struktur mit den Anforderungen an eine effiziente und zunehmend komplexere Wasserwirtschaft zu kombinieren. Alle Wasserversorgungsunternehmen müssen unabhängig von ihrer Unternehmensgröße die heutigen Anforderungen an Organisationsgrad, Personalqualifikation, Effizienz, Einhaltung technischer Regeln sowie an die Arbeitssicherheit erfüllen. Bei Überprüfungen durch die zuständigen Aufsichtsbehörden sind einheitliche Maßstäbe, unabhängig von der Unternehmensgröße, anzulegen.
Digitalisierung: Mit und für den Kunden!
Auch die Wasserversorger stehen vor der Aufgabe, die zunehmenden Möglichkeiten der Digitalisierung für sich und ihre Kunden zu nutzen. Immer mehr Versorger setzen mittlerweile fernauslesbare elektronische Wasserzähler ein. Diese bringen Vorteile für Versorger und Kunden. Neben der effektiven Ablesung und einer hohen Messgenauigkeit erleichtern sie für den Wasserversorger auch die Leckagesuche und tragen zu einer Verbesserung der Trinkwasserhygiene bei. Beschwerden von Verbrauchern, die eine Zwangsdigitalisierung befürchten, haben zunächst den bayerischen Datenschutzbeauftragten auf den Plan gerufen. Der zukünftige Einbau und Betrieb der elektronischen Zähler soll nun über das neue Bayerische Datenschutzgesetz und eine damit verbundene Ergänzung der Gemeindeordnung geregelt werden. Der VBEW plädiert für eine transparente Information der Trinkwasserkunden über Funktionsweise und Leistungsumfang der neuen Zähler. Die Erfahrungen zeigen, dass die Akzeptanz der Kunden so deutlich erhöht werden kann. Im Hinblick auf den anstehenden Smart Meter Roll-Out im Strom- und Gasbereich appelliert der VBEW darüber hinaus an die Politik, in der Versorgungswirtschaft konsistente Rahmenbedingungen festzulegen.
Zuverlässige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Hof
Zur Trinkwasserversorgung der Stadt Hof werden derzeit rund 2,8 Millionen m³ Wasser benötigt. Die HEW HofEnergie+Wasser GmbH deckt 80 Prozent des Wasserbedarfs über eigene Gewinnungsanlagen, die restlichen 20 Prozent werden von der Fernwasserversorgung Oberfranken und einem benachbarten Zweckverband bezogen.
Das wichtigste und größte Wassergewinnungsgebiet der HEW HofEnergie+Wasser GmbH liegt im Fichtelgebirge, 30 Kilometer von Hof entfernt. In dem 15 km² großen Wasserschutzgebiet Weißenstädter Becken befinden sich 18 Tiefbrunnen, aus denen pro Tag durchschnittlich 4.000 m³ Wasser gefördert werden, was mehr als der Hälfte des Hofer Trinkwasserbedarfs entspricht. Aus dem Hochbehälter in Weißenstadt, der 642 Meter über dem Meeresspiegel liegt, fließt das dort gewonnene Wasser im freien Gefälle, ohne jegliche Pumpen, in die rund 100 Meter tiefer liegende Saalestadt Hof.
Auf dem Weg dorthin wird das Trinkwasser durch eine Turbine geleitet, die ein Drittel des Stroms erzeugt, welcher für die Wasserversorgung der Stadt Hof benötigten wird. In Kürze wird noch eine zweite Turbine in Betrieb genommen.
Ein weiteres wichtiges Wassergewinnungsgebiet ist das knapp 10 km² große Quellgebiet Konradsreuth. Die Grundwassergewinnung in diesem Gebiet erfolgt bereits seit dem Jahr 1890 über Quellsammelleitungen in wenigen Metern Tiefe. Derzeit werden im Quellgebiet durchschnittlich 2.000 m³ Wasser pro Tag gewonnen und über eine moderne Trinkwasseraufbereitungsanlage mit Ultrafiltration, Entsäuerungsfiltration und UV-Desinfektion ins Netz eingespeist.
Der hohe Anteil an landwirtschaftlichen Flächen in den großen Wasserschutzgebieten und die oberflächennahe Wassergewinnung im Quellgebiet Konradsreuth machten eine frühzeitige Zusammenarbeit mit den Landwirten unabdingbar. Aus diesem Grund arbeitet die HEW HofEnergie+Wasser GmbH bereits seit über 20 Jahren mit den Landwirten zusammen, um eine nachhaltige und grundwasserverträgliche Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen zu fördern. Auch dadurch wird gewährleistet, dass den rund 47.400 Einwohnern der Stadt Hof jederzeit ein Trinkwasser von sehr guter Qualität in stets ausreichender Menge zur Verfügung steht.
VBEW-Fachtagung Wasser – wichtiges Branchentreffen
„Die Fachtagung Wasser ist für uns jedes Jahr ein wichtiges Branchentreffen. Auf der Agenda stehen zentrale bayerische Wasserthemen, aber auch übergeordnete Aspekte, die unsere Branche betreffen und über die unsere Unternehmen informiert sein müssen,“ so Markus Rauh. An der Tagung nehmen über hundert Fachleute der Wasserwirtschaft, Wissenschaftler, Vertreter aus Ministerien und Behörden sowie von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsunternehmen teil. Gastgeber der Tagung sind in diesem Jahr das Bayerischen Landesamt für Umwelt und die HEW HofEnergie+Wasser GmbH.
Quelle: Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW
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